Neues aus dem Nördlinger Nest von unserer Storchenbeobachterin Heidi Källner
01. Juli: Das Storchenjahr in Nördlingen geht langsam dem Ende entgegen. Sehr früh hat es in diesem Jahr begonnen und früher als im vergangenen Jahr wird es enden. Am 29. Juni, am 67. Tag ihres jungen Lebens war es soweit – unsere drei Jungstörche haben den letzten Schritt gewagt. Einer hat den Anschluß verpaßt und wurde auf den Wiesen vor den Stadttoren „ausgesetzt“, während die beiden Geschwister noch immer von Dach zu Dach schweben und dann in den sicheren Hort zum Ausruhen und Schlafen zurückkehren. Bald wird die Storchenfamilie gemeinsam auf den Wiesen am Rande von Nördlingen bei der Futtersuche anzutreffen sein.
06. Juli: Da waren es nur noch zwei. Der erste gemeinsame Ausflug von Familie Storch zur Futtersuche beim Goldbach hat wieder wunderbar geklappt. Die Familie ist klein geworden. Vor ein paar Tagen flogen noch drei Jungstörche ihre Übungsrunden über die Dächer von Nördlingen. Einer hat beim Landen den Horst verfehlt, wie in der Presse zu lesen war. Zum Glück ist ihm dabei nichts passiert. Vielleicht fliegt er jetzt seine eigenen Kreise und futtert außerhalb.
18. Juli: Ein Unglücksjahr für die Nördlinger Storchenfamilie. Vater – Mutter – Kind. Sehr klein ist die Familie Storch geworden. In diesem Jahr 2011 haben die Altstörche bei wunderbarem Frühlingswetter drei Küken erfolgreich zu Jungstörchen aufgezogen. Doch leider wurde nach den ersten Flugversuchen alles anders. Ein Jungstorch hat den Weg in das heimatliche Nest nicht mehr gefunden und der zweite Jungstorch verlor vermutlich durch einen Stromschlag sein Leben. Tapfer schreitet der letzte der jugendlichen Glücksbringer (Ring über der Ferse am linken Bein) bei der Futtersuche an den Goldbachwiesen hinter seinen Eltern. Abends kehrt er in der Dämmerung noch immer in den sicheren Hort zurück.
27. Juli: AF 300 lebt und ist bei bester Gesundheit! Der Nördlinger Jungstorch mit der Ringnummer AF 300 lebt und erfreut sich bester Gesundheit, diese Nachricht haben wir von Thomas Ziegler erhalten, der für die Beringung der Rieser Jungstörche verantwortlich ist. Wie wichtig und interessant über den weiteren Verbleib die Beringung eines Weißstorches ist, kann man hier an diesem Beispiel wieder sehen. Der in Nördlingen abgestürzte Jungstorch hat sich auf eine Rundreise begeben. Über das Donauwörther Storchennest, wo er bei der Storchenfamilie Anschluß fand – und dann wieder zurück bis an die Altmühl zwischen Trommetsheim und Alesheim. Seit dem 25. Juli hat er sich einer Storchenfamilie aus Alesheim angeschlossen.
Thomas Ziegler hat den „vermissten“ Nördlinger Storch in Alerheim gesehen und an der Ringnummer erkannt.
„Seit dieser wundervollen Begegnung weiß ich, dass ein flügger Jungstorch nicht unbedingt zu seinem angestammten Nest zurückkehren muss, sondern ruhig einmal Anschluß bei Adoptiveltern finden kann“ schreibt Herr Ziegler, und er schreibt noch: „erzählen Sie es bitte weiter! AF 300 lebt, es ist „nur“ ein Nördlinger Storch (AF 302) tot ist“.