Thomas Ziegler aus Feuchtwangen, seit 40 Jahren aktiver Storchenschützer, Storchenexperte und auch ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell, hat seine alljährliche Beringungstour durch das Nördlinger Ries begonnen. Der Start war bei der frühreifen Jugend auf dem Brot – und Tanzhaus über dem Marktplatz in Nördlingen mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen.
Drei kleine Störche befinden sich derzeit im Nördlinger Storchennest hoch oben über den Dächern der Altstadt. Papa Storch – oder war es die Mama? – hat die Szene ziemlich gelassen in wenigen Metern Abstand in Ruhe beobachtet.
„Alles wohlauf und gesund“, so die Worte von Thomas Ziegler als er aus luftiger Höhe mit allerlei Unrat, Papier, Folien und Schnüren wieder auf die Erde zurückschwebte. Die Störche sammeln alles was auf den Äckern, Feldern und Wiesen interessant aussieht und „schmücken“ damit ihr. Nest. Leider bedeuten diese „Mitbringsel“ für die Störche oft eine große Gefahr durch Strangulieren der Beine und durch Ersticken beim Verschlucken . . .
Die Nördlinger Störche gehören inzwischen fest zu Nördlingen. Allerdings muss noch ein paar Wochen gewartet werden, bis die Küken sich in flugfähige Jungstörche verwandelt haben und ihre ersten Ausflüge machen können.
Eine Beringungsaktion ist natürlich eine Störung am Brutplatz und löst Stress bei den Tieren aus. Doch nach allen Erfahrungen hat solch eine Störung keinerlei bleibende Auswirkungen. Die Jungen fallen in Akinese, erholen sich aber sehr schnell und auch die Altvögel kehren bald an den Horst zurück. Übrigens gehört Stress zum ganz natürlichen Storchenleben, z.B. bei einem Unwetter, bei großer Nässe, Hitze oder Trockenheit oder wenn Greifvögel und Fremdstörche dem Horst zu Nahe kommen. Die größte Gefahr besteht für die Brut übrigens durch Artgenossen.
Soweit in ihren Horsten erreichbar, werden die noch nicht flüggen Jungstörche beringt. Bis zum Jahre 2001 verwendete man dafür Alu-Ringe, in die eine offizielle Kennung eingestanzt war. Die Alu-Ringe, die den Ständer des Tieres sehr fest umschließen, boten auch Verletzungsgefahren. Seit 2001 werden die sogenannten „Elsa-Ringe“ aus schwarzem Kunststoff benutzt. ELSA steht für European Lazer Signed Attachment. Sie sind mit einem weißen Aufdruck gut ablesbar und schmiegen sich gefällig um das Storchenbein.
Die Beringung erfolgt, damit die Vögel jederzeit identifiziert werden können. Man kann sehen wann und wo sie sich aufhalten, wann und mit wem gebrütet wird, oder wie alt der Storch wird. Jeder Storch erhält eine einmalige Nummernkombination. Die Ringe geben Aufschluss über Zugverhalten, Horsttreue und mögliche Todesursachen der Tiere. Die abgelesenen oder durch Ringfunde ermittelten Daten werden an die für die Storchenbetreuer zuständigen Vogelwarten weitergegeben.